Schwer bewaffnet sitzen wir am Frühstückstisch. Neben unseren Campingstühlen liegen einige große Knüppel. Faustgroße Wackersteine sind in Reichweite. Rund zehn Affen sitzen über uns in den Bäumen und lauern auf eine günstige Gelegenheit, sich abzuseilen. Auf dem Tisch liegen die Objekte ihrer Begierde: Eier, Wurst, Käse und Honigbrot. Bisher konnten wir alle Angriffe abwehren, aber die Tiere sind nicht dumm: Während einer die Aufmerksamkeit auf sich zieht, versuchen zwei andere den Tisch von der Seite zu stürmen. Dann helfen nur Knüppel in beiden Händen. Gemütliches Frühstück geht anders.
Die Zeit in der Kalahari verging wie im Flug. Vernünftige Sternenfotos gab es nicht, aber wir haben ja noch Zeit zum Üben. Wir hatten beschlossen, noch einige Tage in Südafrika zu bleiben, wenn das Visum schon mal ausgestellt ist. So führte unser Weg nach Upington, einer geschäftigen Stadt von mittlerer Größe am Orange River. Bei der Fahrt durch den Ort hatten wir das Gefühl, dass es mehr Autohäuser als Einwohner gibt. Alle bedeutenden Marken sind mit einem repräsentativen Objekt vertreten. Das ist auch gut so, denn unser Nissan ist seit der Fahrt nach Upington um eine Attraktion reicher: Am Armaturenbrett blinken munter ein paar gelbe Lämpchen, die uns das Einschalten der Differentialsperre sowie den Ausfall von ESP und ABS signalisieren, Schleudergefahr inclusive. So kam uns die Nissan-Werkstatt im Ort gerade recht. An zwei Tagen krochen die Mitarbeiter durch den Wagen und haben den Fehler wenigstens lokalisiert. Wahrscheinlich hatten die Erdhörnchen in der Kalahari Appetit auf abwechslungsreiche Kost und nahmen frisches Kabel. Geschmeckt hat es offenbar nicht, denn die Tiere haben relativ schnell wieder von der Speise gelassen. Geblieben ist ein angeknabbertes Relikt, was auch in der Nissan-Werkstatt niemand reparieren konnte. Eingedeckt mit aufmunternden Worten, dass man ESP und ABS in Afrika sowieso nicht braucht und dass die Differentialsperre auch nicht geht, zogen wir von dannen. Vielleicht liest ein Nissan-Experte in Deutschland diese Zeilen und kann uns ein Kabel besorgen. Bitte über info@welterfahrung.com melden, wir geben gern einen genauen Fehlerbericht.
Die Zeit in Upington hatten wir auch genutzt, um die letzte Rache des Aarbadi – Mountaincamp zu beseitigen. Wir erinnern uns: Reifenpanne und die netten Mitarbeiter vom Camp, die das gute Stück für teures Geld sofort wieder geflickt hatten. Schlecht war nur, dass die Luft langsam wieder aus dem Reifen gekrochen ist. Wir hatten das erst nach vielen Tagen bemerkt, und saßen seit dem ein wenig wie auf Kohlen. Eine Fachwerkstatt in Upington bereitete dem Spaß ein Ende, und seitdem tut der Pneu wieder seinen Dienst.
Nach so viel Stadt hatten wir wieder Lust auf Natur, und die gibt es, auch hier im Norden von Südafrika, reichlich. Seit einigen Tagen stehen wir an den Augrabies Wasserfällen. Urwald in der Wüste – so kann man die gegensätzliche Landschaft zusammenfassen. Der Orange River bildet hier ein kleines Delta bevor er über einen beeindruckenden Wasserfall in eine 18 Kilometer lange Schlucht stürzt. Das Flussdelta ist von zahllosen kleinen Wasserläufen durchzogen, an deren Ufern üppiges Grün gedeiht. Einige schöne Wanderwege durchziehen das Gebiet, die wir derzeit rege nutzen.
Vor der nächsten Wanderung tragen wir unseren Frühstückstisch direkt vor die Womotür und räumen ab. Die Affen bemerken schnell, dass es heute hier nichts zu holen gibt und trollen sich. Morgen ist ja auch noch ein Tag, und da haben sie wieder Hunger.