Wir sitzen in der Kalahari am Lagerfeuer. Neben uns surrt der Fotoapparat. Wir üben, die Sterne zu fotografieren. Über uns breitet sich die Milchstraße in einem bisher nicht gekannten Glanz aus. Sonst gibt es hier nichts außer rotem Sand, ein paar Sträuchern und wilden Tieren. Eigentlich war die Kalahari nicht unser Ziel, doch alles der Reihe nach:
Eine knappe Woche verbrachten wir in Windhoek. Die Wohnkabine hatten wir auf dem Campingplatz abgestellt, sodass wir flexibel waren. Die Polizisten an der Straßensperre vor Windhoek kannten schon das „halbe Auto“, in dem ein Bändchen mit den Deutschlandfarben am Griff im Fahrerhaus weht. Danke Euch, Katrin und Susanne für den Ausflug zum Hambacher Schloss im vergangenen Jahr. Dort gab es diesen überaus praktischen Reisebegleiter. Die Sehenswürdigkeiten von Windhoek waren schnell erkundet. Ein kleiner Fußmarsch führte uns zum Parlament, zur Christuskirche und durch die Independence Street. Auf der Heinitzburg genossen wir den Ausblick über die Stadt. In Windhoek sahen wir dann auch den ersten Stau auf namibischen Straßen. Der war etwa 500 Meter lang und wurde von einem kleinen Blechrempler auf einer Kreuzung verursacht.
Uns zog es weiter nach Süden. Die Reiseetappen waren nun nicht mehr so lang. Ein Stausee bei Rehoboth sollte unser nächstes Ziel sein. Größere Wasserflächen sind in Namibia eine Seltenheit, und wenn man, wie im Reiseführer beschrieben, dort sogar Boot fahren kann, wollten wir das nutzen. Wir fuhren Boot, bis uns das Kanu praktisch unter dem Hintern weg sank. Bis über die Hüften im Wasser sitzend, erreichten wir, hektisch paddelnd, das Ufer. Die Ursache war schnell gefunden. Ein kleiner Gumminippel, der die Luftkammern des Bootes verschließen sollte, fehlte. So konnte von jeder Welle auf dem See ein kleiner Schluck Wasser in das Loch eindringen, und nach zwei Stunden war der Kahn voll.
Auf dem Campingplatz trafen wir Leipziger. Sie kamen aus der Kalahari und waren auf der Heimreise. Wir tauschten Reiseberichte aus. Ihre Erlebnisse aus der Wüste klangen faszinierend. Leider lag das Highlight nicht an unserer Strecke, und das dafür erforderliche Südafrika-Visum würden wir sowieso nicht bekommen, da unsere Zeit dort bereits abgelaufen war.
Über Mariental fuhren wir erneut nach Keetmanshoop. Die Straße führt am Rande der Kalahari entlang. In Mariental machten wir einen kleinen Abstecher in die Halbwüste. Roter Sand und tiefblauer Himmel – wir waren beeindruckt.
Anlässlich unseres zweiten Besuches in der Stadt haben wir uns Keetmanshoop angeschaut. Viele Highlights gibt es nicht, den Central Park hatten wir schon größer gesehen… Auf dem Campingplatz trafen wir pünktlich zur Fütterung der Geparde ein. Babsi durfte eines der Tiere streicheln. Bei einem Glas Wein wurde an diesem Abend der Entschluss gefasst: Wir fahren in die Kalahari. Nach der Besichtigung von einigen Köcherbäumen und den Felstürmen von Giants Play Ground waren wir am nächsten Morgen auf dem Weg zur südafrikanischen Grenze. Dort bekamen wir, zu unserer großen Überraschung, erneut ein 90-Tage Visum für das Land. Lediglich unsere Bananen und Äpfel mussten wir an der Borderline vertilgen oder vernichten. Obst und Gemüse durften nicht ins Nachbarland eingeführt werden. Wir entschieden uns angesichts der sowieso anstehenden Mittagspause für`s vertilgen und waren froh, dass der Zollbeamte die Kartoffeln, Zwiebeln und Paprika nicht entdeckt hat.
Die Leipziger hatten es uns prophezeit, wir wollten es nicht glauben: Full booked, hieß es am Eingang zum Kgalagadi Transfrontier Park, was nichts weniger hieß, als dass alle Übernachtungsmöglichkeiten im 38.000 km² großen Naturreservat ausgebucht waren. So zumindest war das die südafrikanische Leseart. Im Nachbarland Botswana, zu dem auch ein großer Teil des Naturparks gehört, sah die Sache schon völlig anders aus: Der Beamte frohlockte mit einem freien Camp. Die Ländergrenze geht mitten durch die Eingangshalle zum Nationalpark, das hieß, wir brauchten nur nach rechts zu gehen und waren in Botswana. Da wir jedoch froh waren, problemlos erneut nach Südafrika einreisen zu können, wollten wir nicht am gleichen Tag schon wieder nach Botswana ausreisen… Kein Problem, wurde uns gesagt, im Park könne man sich ohne Visa und ohne Stempel im Pass frei hin und her bewegen. Und so kam es dann auch, dass wir in Botswana campten und in Südafrika duschten, weil es dort einfach warmes Wasser gab. Auch kurios: Im Empfangsgebäude vom Naturpark liegt die Männertoilette in Botswana, die Damentoilette in Südafrika. Pinkeln in Familie über Ländergrenzen, das hätte man sich vor 30 Jahren mal in Deutschland vorstellen sollen…
Der Kalahari – Naturpark, die Profis nennen ihn KTP, ist einer der schönsten Flecken Erde, den wir je gesehen haben. Wie schon eingangs gesagt: Rote Dünen, grüne Büsche und Bäume, helles Kalahari-Gras, tiefblauer Himmel, ein Blütenmeer und Tiere ohne Ende.
Bald werden wir zurück nach Südafrika und später erneut nach Namibia fahren. Zunächst aber üben wir in Botswana noch die Sterne zu fotografieren. Wenn das gelungen ist, gibt es an dieser Stelle ein Bild.