Besorgt schaut Jörg auf eine Zierleiste an der Wohnkabine. Von dort tropft Wasser auf den Asphalt. Das passiert sonst nur, wenn es regnet oder wenn der Füllschlauch für den Tank nicht richtig angesetzt ist. Beides trifft im Moment nicht zu, und trotzdem läuft die Brühe munter zu Boden. Babsi ist mittlerweile drinnen auf Fehlersuche und wird schnell fündig. Ein gebrochener Ablaufstutzen am Spülbecken ist die Ursache für Pfützen im Schrank und unter dem Wohnmobil. Hier kann man zunächst nichts machen, außer eine Schüssel zu kaufen. Kaum ist die in die Spüle eingesetzt, versagt der Wasserhahn seinen Dienst. Trotz vollem Tank kommt kein Tropfen aus der Leitung. Nun ist es an der Zeit, unsere Schüttelpumpe, die wir seit fast vier Jahren spazieren fahren, auszuprobieren. Gesagt getan: Nachdem der Kleiderschrank ausgeräumt ist, gelangen wir an die obere Öffnung des Wassertanks. Die Pumpe ist schnell eingesetzt und eine leere Flasche gefüllt. Beim Aufstehen reißt Jörg die volle Flasche aus Versehen um. Alles Weitere, siehe oben…
Während der letzten Tage fanden wir nicht nur Wasser in unserem kleinen Haus, sondern es stand uns teilweise bis zum Hals. Im Karijini Nationalpark gibt es neben normalen Wanderwegen auch einige „Spezialtouren“. Nicht genug damit, dass die Pfade durch malerische, enge Schluchten führen, nein, zum Ziel gelangt man teilweise nur schwimmend. Jörg glaubte zunächst, die Wasserrinnen trockenen Fußes passieren zu können. So kletterte er an Felsüberhängen durch eine Schlucht bis er abrutschte. Einige Meter tiefer gab es derweil ein ordentliches Wellenbad. Babsi schaute sich die Sache amüsiert an, schnallte den Rucksack auf den Rücken und schwamm los…
Hinter jeder Kurve wartete eine neue Überraschung. Mal standen wir in einem kleinen Amphitheater, das von steilen Felswänden umsäumt war, um wenig später einen Wasserfall hinunter zu rutschen und im nächsten Pool zu landen. Schwieriger gestaltete sich der Rückweg, als wir über die glitschigen Felsen die Schluchten wieder hinauf klettern mussten. Oben trafen wir einen Ranger. Der war auf dem Weg ins Tal, um nachzuschauen, dass dort unten niemand hängen geblieben ist. Beim Blick auf die dicken Wanderschuhe des Mannes mutmaßte Jörg, dass er den Weg nicht bis zum Ende gehen würde. Natürlich läuft er bis zum letzten Pool, meinte der Ranger grinsend, und er kenne auch einen trockenen Weg dorthin.
Inzwischen sind wir wieder an der Küste angelangt. Das Ningaloo Riff zieht uns in seinen Bann. War schon das Great Barrier Riff schön anzusehen, gibt es hier noch einen Stern obendrauf. Spaß macht vor allem der einfache Zugang zu der einmaligen Unterwasserwelt. Hier braucht man keine teuren Bootstouren und keine lästigen Seekrankheiten. Man läuft vom Strand zum Riff und taucht mit Brille und Schnorchel in das einzigartige Naturparadies ein. Im Nationalpark treffen wir Christian und Yvonne wieder. Wir sahen die Schweizer zum ersten Mal im Broome. Nach kurzem Small Talk fuhr dort jeder seiner Wege. Umso überraschter waren wir, als wir die beiden am selben Tag erneut trafen. Im Schweizer Kühlschrank stand noch eine Flasche Wein, mit der wir auf das Wiedersehen anstießen. Christian und Yvonne sind über Asien nach Australien gekommen und so gab es viel zu erzählen. Zum Abschied meinte Jörg, dass wir uns mir einer Flasche Wein revanchieren würden. Nun ist endlich die Gelegenheit dazu. Nach einem gemeinsamen Ausflug in die Tiefen des Ningaloo Riffs köpfen wir am Abend unsere Flasche Wein und schauen uns die Bilder an, auf denen wir mit den Haien um die Wette schwimmen.
Am nächsten Abend lädt uns Christian zum Risotto ein. Nun hoffen wir, die beiden noch einmal zu treffen, um uns wiederum mit einem großen Spaghettitopf zu revanchieren. Die Reiserichtung stimmt erstmal.
Leider nicht getroffen haben wir ch@North Mandu. Die Unbekannten klemmten am Strandparkplatz einen Zettel mit herzlichen Grüßen aus Dresden und Zwickau hinter unsere Scheibenwischer. Wir grüßen von dieser Stelle genau so herzlich zurück. Vielleicht klappt es ja mal per Mail. Wir haben uns jedenfalls über das Lebenszeichen aus Sachsen sehr gefreut.
Nachdem wir glaubten, dass die Karawane der Grey Nomads nunmehr den Süden Australiens erreicht hat, werden wir am Ningaloo Riff eines Besseren belehrt. Hier haben wir den Tross der Schönwetterreisenden erneut eingeholt. Irgendwie hatte sich bei ihnen herumgesprochen, dass das Klima in den südlichen Gefilden noch recht kühl sei. So stoppen sie am stürmischen Wendekreis des Steinbocks und warten ab. Genau das werden wir auch tun.