Unterwegs zwischen Kavango und Sambesi

Der kleine Grenzverkehr über den Kavango

Nördlich von Grootfontain ändert sich die Landschaft zusehends. Palmen und größere Bäume, kahl oder bunt belaubt, bestimmen das Bild. Wir haben ja Winter. An einer Veterinärkontrolle werden wir durchgewunken. Die Kontrollstation markiert die so genannte Rote Linie, ein Zaun, der Namibia von West nach Ost durchquert. Das Bauwerk trennt kultiviertes Farmland auf seiner Südseite vom „richtigen“ Afrika auf der Nordseite. Im ursprünglichen Afrika gibt es keine Farmzäune und somit auch keine Kontrolle über das Vieh. Derzeit sind wieder einige Fälle von Maul- und Klauenseuche im Norden des Landes aufgetaucht, eine Krankheit, die Fleisch exportierende Farmer nicht gebrauchen können. So sind auch viele von ihnen unterwegs oder helfen mit Spenden, um die löchrige Rote Linie immer wieder zu reparieren. Für uns bedeutet die Passage des Zaunes lediglich die Ankunft im „richtigen“ Afrika. Und tatsächlich ändert sich Einiges: Malerische Rundhütten säumen die Straße. Oft werden Souvenirs aus Holz oder Keramik angeboten. Am Straßenrand kann man sich mit frischen Orangen eindecken. Und Zäune gibt es wirklich nicht mehr.

Wir fahren bis Rundu. Es ist die zweitgrößte Stadt Namibias und sie liegt am Ufer des Kavango River. Die Besonderheit dieses Flusses ist, dass er in einem weit verzweigten Delta in der Wüste versickert. In Rundu ist jedoch noch so viel Wasser im Fluss, dass wir endlich wieder paddeln können. Interessiert schauen uns die Krokos hinterher. Ihren Platz im warmen Sand am Ufer wollen sie wegen uns dann doch nicht aufgeben. Auf der anderen Seite des Kavango liegt Angola. Peinlich achten wir beim Paddeln darauf, die Flussmitte nicht zu überqueren; das kann großen Ärger geben. Weniger vorsichtig ist da Jon. Er hat uns zu einer Sundowner-Tour mit seinem Boot eingeladen. Den Kahn steuert er unmittelbar vor dem angolanischen Flussufer entlang. Es ist Freitagabend und es herrscht Betrieb am Gewässer. Hier wird Wäsche gewaschen, gebadet und anschließend ein Schwätzchen gehalten. Vor Krokodilen fürchtet sich hier niemand.

Unsere Nachbarn auf dem Campingplatz sind Südafrikaner. Schnell kommen wir ins Gespräch. Sie verraten uns einige Geheimnisse, wie man sich effektiv vor Moskitos schützt. Interessiert hören wir zu, da wir uns mitten im Malariagebiet aufhalten. Wenig später ist unsere Körpercreme mit Citronellanöl verfeinert. Inzwischen ist David mit seiner Familie im Camp angekommen. Der Truck ist wieder fit, und wir feiern das Wiedersehen beim abendlichen Braai.

die Popa Falls

Wir folgen dem Kavango und fahren in den Caprivi-Streifen. Der Landzipfel im äußersten Nordosten Namibias wird von Angola im Norden und von Botswana im Süden begrenzt. Interessant ist die Geschichte des schmalen, jedoch über 500 Kilometer langen Landstrichs: Um das Jahr 1890 führte der damalige deutsche Reichskanzler Caprivi Verhandlungen mit England. Ziel war es, eine territoriale Verbindung zwischen den deutschen Kolonien Südwest Afrika (heute Namibia) und Ostafrika (heute Tansania) zu schaffen. Zur vollständigen Landbrücke ist es nie gekommen, ein Anfang wurde mit dem Caprivi-Streifen jedoch gemacht. Zunächst fällt uns auf, dass hier die Uhren anders ticken. Auf Grund der weit östlichen Lage des Landstrichs stellen wir die Zeit eine Stunde vor. Etwa in der Mitte des Caprivi knickt der Kavango River nach Süden ab und stürzt über die Popa Falls in die Tiefe. So oder ähnlich hatten wir uns das vorgestellt. Ernüchterung macht sich breit, als sich die Wasserfälle lediglich als kleinere Stromschnellen entpuppen.

Wesentlich interessanter erweist sich eine Flusssafari unterhalb der Wasserfälle. Während der mehr als zweistündigen Bootstour zeigt uns der Guide so viele Wasserbewohner, die wir allein nie gefunden hätten. Gebührenden Abstand hält er immer wieder zu den Flusspferden, die sich im Wasser tummeln. Schnell könnte so ein Koloss unser kleines Boot umwerfen, unabsichtlich natürlich. Während des Sonnenuntergangs wird der Motor abgestellt und wir genießen die Stille. Ein ähnliches Schauspiel bietet sich auf dem Kwando River. Der ist schmaler als der Kavango und schlängelt sich durch eine flache Landschaft. Der Bootsführer fährt langsam, denn hinter jeder Biegung könnte eine neue Überraschung warten. So muss er dann auch jäh den Rückwärtsgang einlegen, als nach einer Kurve plötzlich drei Hippoköpfe vor uns auftauchen. Als wir an der Mazambala Lodge aussteigen, ist die Landschaft kahl. Viele Bäume wurden gerodet. Das seien Feuerschneisen, erklärt uns der Farmbesitzer. Damit solle verhindert werden, dass eventuelle Buschbrände auf das Gelände der Lodge übergreifen. Bei unserer Fahrt durch den Caprivi-Streifen hatten wir wiederholt dicke Rauchsäulen rechts und links der Straße bemerkt. Etwa die Hälfte des Waldes entlang der rund vierhundert Kilometer langen Straße ist schon Bränden zum Opfer gefallen. Einige Baumstämme glimmen noch, als wir vorbei fahren.

die Tiere sind stets wachsam

In Katima Mulilo stehen wir kurz vor der sambischen Grenze. Wir suchen uns einen Campingplatz direkt am Ufer des Sambesi und bewundern die fantastischen Sonnenuntergänge über dem Fluss. Während des herzhaften Bisses in ein Salamibrot knackt es bei Jörg im Mund. Beim näheren Hinschauen steckt die Zahnkrone in der Wurst. Wir machen uns auf den Weg zum Zahnarzt, um die Krone wieder befestigen zu lassen. Der winkt ab, er hat keinen Zement. Der zweite Dentist im Ort ist während seiner Sprechzeit erst gar nicht in der Praxis, nächster Versuch in Sambia. Vom anderen Flussufer hören wir Musik, Trommeln und fröhliches Stimmengewirr. Wir sind gespannt auf Sambia.

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