Neuland

zahlreiche Polizeikontrollen

Jörg tut etwas, was er nie machen wollte. Er steuert den Nissan an einem Freitag quer durch Lusaka. Unser Ziel ist die Manda Hill Shopping Mall. Einzig wegen der dort erhältlichen Gaspatronen fahren wir den Konsumtempel an. Fazit: Die Fahrzeit für 10 Kilometer rund zwei Stunden und ein Fahrzeuglenker, der dem Herzinfarkt nahe ist. Um am Nachmittag von der Einkaufsmeile auf die Great North zu gelangen, benutzen wir eine Querstraße – wiederum ein kompletter Reinfall. Mehrmaliges Rechtsabbiegen ohne Ampelregelung lassen die Tour erneut zu einer Zerreißprobe für das Nervenkostüm werden. Bietet sich eine Lücke, ist die sofort mit einem Minibus gefüllt; die Fahrer wissen, dass wir bremsen werden. Kommt ausnahmsweise kein Bus, schlurfen Fußgänger über die Fahrbahn, die man auch nicht mit Vollgas traktieren möchte. Dauer für die Abreise aus der Mall: Erneut 2 Stunden.

Wir fahren durch hügelige Landschaft nach Norden. Man könnte meinen, die Strecke führt quer durch Mecklenburg. Rechts und links der Straße stehen auf Feldern riesige Bewässerungsanlagen. Hier wird Mais, Zuckerrohr und etwas Getreide angebaut. Dazwischen passieren wir immer wieder Rinderfarmen. Auf den Höfen stehen oft gepflegte Häuser und moderne Technik.
Wir stoppen an einem Bauernhof. Im Biergarten ist der Grill angeheizt und es wird Mosi, ein einheimisches Lagerbier, ausgeschenkt. Wir fühlen uns wie zu Hause. Drei Nächte bleiben wir. Zum Frühstück gibt es frische Milch und frische Eier. Auf dem Brot landen Petersilie und die Frühlingszwiebeln vom Beet nebenan. Kaum zu glauben, dass wir mitten in Sambia sind. Das merken wir erst wieder, als wir unsere Wäsche zum Reinigen abgeben wollen. Die großen Zettel, wo jede Art Wäschestück aufgeführt und verpreist ist, kennen wir bereits. Dummerweise fehlt auf dem Schein die Rubrik für Bettwäsche. In der Wäscherei erfährt Babsi, dass unsere Bezüge und Laken nicht gewaschen werden können, weil sie nicht auf der Liste stehen. Aber man könnte sie doch einfach in die Maschine packen… Ja, das geht! Und dann einen Preis nennen… Nein, das geht nicht! Wir sind zurück in Afrika! Babsi bleibt beharrlich. Nachdem der Chef des Bauernhofes einen moderaten Preis für unsere Wäschestücke ansagt, setzen sich die Damen diensteifrig in Bewegung, und das an einem Sonntag.

eine Riesenschweinerei

Eine Mautstelle unterbricht die bisher mittelmäßige Teerstraße. Wir zahlen umgerechnet knapp einen Euro Straßengebühr, und… finden uns auf einer üblen Schotterpiste wieder. Das hatten wir so nicht erwartet: Zahlen für schlechte Straßen. Zum Glück ist der Spuk nach knapp einem Kilometer vorbei, wir rollen auf feinster Teerstraße weiter. An einem milchigen Himmel geht die Sonne unter. Es sind die Rauchschwaden von hunderten Buschbränden, die die Sonnenstrahlen verschlucken. An manchen Stellen liegt beißender Rauch in der Luft. Die Kokelei hat im Moment Hochsaison. Jetzt, kurz vor der Regenzeit, wird das Gras abgebrannt, damit das frische Grün besser wachsen kann. Außerdem ist jetzt eine gute Zeit, Holzkohle zu produzieren, die tonnenweise am Straßenrand verkauft wird. Die gnadenlose Abholzung hinterlässt über viele hundert Kilometer geschundenes Land.

Fast hätte es geklappt, dass wir zum ersten Mal unsere Reservekanister hätten vom Dach holen müssen. Dass die Tankstellendichte auf der Great North nicht hoch sein würde, wussten wir vorher. Dass jedoch die wenigen Zapfsäulen auf einer Strecke von 500 Kilometern keinen Sprit haben würden, wussten wir vorher nicht. Jörg fährt seit geraumer Zeit nur noch 70, gegen den starken Wind von vorn ist er allerdings machtlos. Seit Stunden schwitzen wir vor uns hin, aus Spargründen bleibt die Klimaanlage aus. Mit dem letzten Tropfen im Tank rollen wir nach Mpika. Hier stillt der Nissan seinen Durst mit einem kräftigen Strahl aus der Zapfsäule. Babsi geht inzwischen einkaufen. Im Supermarkt ersteht sie Joghurt; Brot und Eier gibt es nicht. Letztere werden direkt vor der Tür des Marktes verkauft, frisch vom Bauernhof, denken wir. Babsi staunt, als die Verkäuferin die Eier in eine Plastiktüte fallen lässt. Nachdem die Eier verstaut sind, will man uns vehement noch eine Tüte Salz verkaufen. Irgendetwas stimmt hier nicht. Die Rotationsprobe bringt Gewissheit: Unsere gerade erstandenen, frischen Eier sind bereits gekocht.

Wenigstens im Hocken konnte man "duschen".

Nach dem Einkauf steuern wir das Mazinga-Hotel in Mpika an. Es wurde uns von anderen Reisenden empfohlen, da in der Einrichtung Camping möglich sein soll. Steve, der Manager, gibt sich mit unseren Extrawünschen alle Mühe: Strom, Toilette, Dusche, dafür schließt er extra ein Hotelzimmer auf. Er bittet uns allerdings, nicht darin zu übernachten, das wäre dann teurer als der Campingplatz. Machen wir mit Sicherheit nicht. Als wir das Zimmer betreten, huscht gerade ein Gecko unter die Bettdecke. An der Decke hängt eine formschöne Glühlampe. Die drei Bretter an der Wand, im ersten Leben wahrscheinlich ein Regal, drohen jeden Moment in sich zusammen zu fallen. Aus der Dusche kommt kaum Wasser, das kostbare Nass sprudelt aus einem Hahn an der Wand. So können wir die Körperreinigung wenigstens im Hocken erledigen. Einmal mehr sind wir froh, dass wir unser eigenes Zimmer dabeihaben.

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