Im Usambara-Gebirge

An den steilen Hängen der Usambara-Berge betreiben die Bewohner karge Landwirtschaft.

Die Enttäuschung steht dem Polizisten ins Gesicht geschrieben. Eben fragte er uns im Rahmen einer Verkehrskontrolle nach dem Feuerlöscher im Fahrzeug, in der Hoffnung, dass wir ein solches Utensil nicht mitführen. Flink greift Babsi hinter den Fahrersitz und präsentiert das gewünschte Teil. Das war wohl nichts mit einem saftigen Bußgeld. Knurrig gibt uns der Beamte das Zeichen zur Weiterfahrt. Später erfahren wir von Ute, dass Feuerlöscher in tansanischen Autos grundsätzlich mitzuführen sind.
Ute ist Chefin der Irente-Farm, einer kirchlichen Einrichtung mitten in den Usambarabergen. Acht fantastische Tage verleben wir auf der Farm, die sich vor allem der Herstellung von Milchprodukten verschrieben hat. Einfach ist das nicht, erklärt Kurt, der hier für den Käse verantwortlich ist. Die Weiden für die Kühe verbuschen zunehmend, weil sich niemand kümmert. So muss Futter für die Tiere nachgekauft und in mühevoller Arbeit zerkleinert werden. Geduldig erläutert uns Kurt die einzelnen Käsesorten und deren Herstellung. Der Mann bringt reichlich Erfahrung mit, entsprechend gut schmecken die Produkte aus der kleinen Molkerei.
Eine anspruchsvolle Tageswanderung führt uns in den Bergregenwald zum Mkuzhi-Wasserfall. Die ursprüngliche Vegetation aus dichten Tropenwäldern findet man in der Region kaum noch. Reste dieser einzigartigen Flora sind heute geschützt, weite Teile des Gebirges sind jedoch zersiedelt und abgeholzt. Agrey, unser Guide, erklärt uns die Pflanzen am Wegesrand. Viele davon sind essbar oder werden zu therapeutischen Zwecken verwendet. Die Urbevölkerung in der Region hatte Naturprodukte im Überfluss. Inzwischen haben wir einige Brocken Suaheli gelernt. Damit klappt die Verständigung in den Dörfern einigermaßen, sodass wir die nächsten Wanderungen ohne Guide unternehmen. Dankbar nehmen die Leute unsere Wortbrocken auf und erwidern freundlich. Davon verstehen wir meist nichts. Englisch kann hier fast keiner, denn Suaheli ist die Amtssprache in Tansania.

Der Mkuzhi-Wasserfall

Am Abend kredenzt Ute tansanischen Wein. Wir wundern uns, denn man hatte uns schon in Namibia erklärt, dass es dort für die Weinkelterei viel zu heiß sei. Nun stehen wir fast am Äquator, und es wird einheimischer Wein aufgetafelt. Die Höhe macht es, erklärt man uns. Auf 1500 Meter über dem Meeresspiegel werden die Trauben bei besten klimatischen Bedingungen angebaut. Der Chenin Blanc schmeckt vorzüglich ebenso wie das Fleisch, das Ute aus einer ihrer Vorratskammern brachte. Sie verdonnert Jörg zum Grillen, da es sich offenbar herumgesprochen hat, dass er einen schmackhaften Braten zaubern kann. Gemeinsam mit Flora, der Köchin entsteht ein fantastisches Abendessen. Wir hoffen, Du hast richtig zugeschaut, liebe Flora, das nächste Mal musst Du allein grillen.

Inzwischen sind auch Uli und Monika eingetroffen. Wir hatten die beiden zum ersten Mal in Sambia getroffen. Seitdem kreuzen sich unsere Wege immer wieder. Gemeinsam schmieden wir Pläne. Sansibar – das wäre etwas. Doch wo sollten wir das Auto stehen lassen? Mitnehmen lohnt nicht. Ute klingt sich in die Diskussion ein: Sie kennt da jemanden in Tanga, und sie wüsste auch, welche Flieger von dort auf die Insel starten. Außerdem hätte sie auch eine Empfehlung für die Übernachtung auf Sansibar… Ute organisiert den kompletten Ausflug, und im Nachhinein können wir uns nur recht herzlich bedanken – es war ein Volltreffer. Bis es jedoch soweit sein sollte, hatte jeder von uns noch Probleme zu lösen. Am Tag vor ihrer Abreise bemerkt Moni, dass an ihrem Toyo Öl aus der Achse quillt. Sonntagmorgen punkt acht steht ein Techniker vor deren Auto und behebt in dreistündiger Arbeit den Defekt – fürs kleine Geld und ohne Sonntagszuschlag.

Nashornkäfer

Derweilen kommt Jörg kaum noch in seinen Schuh – eine dicke Eiterblase ziert seinen Fuß. Ute ist zwar keine Ärztin, stellt aber sofort die Diagnose: Die Wunde entsteht durch die Eiablage einer Mango-Fliege, und nun lassen es sich die Maden in Jörgs Fuß gut gehen. Die Therapieempfehlung hört sich etwas schräg an: Vaseline und Tesafilm sollen helfen. Die Maden würden, nach Luft japsend, den warmen Fuß bald verlassen und auf dem Klebeband festsitzen. Jörg sieht in Gedanken schon junge Fliegen aus seinem Bein starten und greift sofort zu den empfohlenen Hilfsmitteln. Am Abend drückt Babsi die Wunde nochmal kräftig aus. Jörg geht vor Schmerzen fast durch die Decke. Aber es hilft – am nächsten Tag beginnt die Wunde zu heilen. Unserem Sansibar-Ausflug steht nun nichts mehr im Weg.

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