Unsere Wohnung ist von einer feinen Salzkruste überzogen. Bei der Überfahrt nach Bruny Island standen wir bei stürmischer See auf dem Vorderdeck der Fähre. Der Wind peitschte die Wellen über den Bug, sodass Jörg auf ein Außenfoto verzichtete. Nun warten wir auf Regen, der das Salz wieder abspült. Da Wetter zeigt sich aber nach wie vor von der freundlicheren Seite für diese Breiten.
Am sogenannten „Neck“ verbindet eine schmale Landzunge die Nord- und die Südinsel von Bruny. Schon tagsüber hatten wir hier Bruthöhlen von Pinguinen gesehen. Am Abend finden sich am Aussichtspunkt etwa drei Dutzend Leute ein. Die Spannung steigt. In der Hoffnung auf eine fette Beute kreisen genauso viele Raubmöwen über dem Hang. Einzig die Pinguine lassen sich nicht sehen. Ein Mutiger traut sich aus dem Wasser und beeilt sich, zu seiner Höhle zu kommen. Die anderen Tiere warten noch bis die vermeintliche Gefahr vorüber ist. Bald wird es dunkel. Die Jungtiere treten vor die Höhlen und rufen nach ihren Eltern. Hunger! Eine der Möwen nutzt den Leichtsinn und schnappt sich einen jungen Pinguin. Das Jammern des Jungtieres verstummt bald. Nach und nach verziehen sich die Raubvögel, weil sie nichts mehr sehen. Auch die Reihen der Zuschauer lichten sich. Einzig die Pinguine bleiben noch im Wasser. Wir sind die letzten, die gehen. Neben zwei Pinguinen, die wir erblickt haben, bleibt ein fantastischer Sonnenuntergang am tasmanischen Himmel.
Einen Tag später haben wir bei der Sichtung von Tieren mehr Glück. Während unserer Wanderung zum Mount Mangana, dem höchsten Berg von Bruny, erschreckt uns eine ausgewachsene Tigerschlange. Scheinbar starr wärmt sie sich ihre schwarze Haut in der Sonne, fixiert uns jedoch ganz genau. Wir beeilen uns, weiter zu kommen, zählt das Tier doch zu den giftigeren Spezies. Später beschert uns der Tag noch eine angenehme Begegnung. Am Abend grasen einige der seltenen weißen Wallabys auf einer Wiese nahe am Strand. Sie scheinen Spaß an der Fotosession zu haben, denn ab und zu unterbrechen sie ihr Dinner für eine fotogene Geste.
Voller Eindrücke verlassen wir Bruny Island, um die nächsten Highlights anzusteuern. Hoch hinaus geht es auf dem Tahune Airwalk im Huontal. Am Ende des 700 Meter langen Baumkronenpfades mitten im Regenwald stehen wir auf einer Plattform fünfzig Meter über dem Huon River – atemberaubend.
Wenig später bestaunen wir tief unter der Erde die Tropfsteine in der Hastings Cave. Als man die Höhle Anfang des vergangenen Jahrhunderts entdeckte, wurde in diesem Gebiet die Abholzung gestoppt. So sind dort heute noch einige schöne Exemplare uralter Eukalyptusbäume zu sehen.
In Hobart schlendern wir durch die Downtown. Die alten Speicher von Salamanca wurden zu einer attraktiven Flaniermeile mit Kneipen und Kunstgeschäften umgestaltet. Nicht weit davon stehen im Stadtteil Battery Point hübsch sanierte Häuser. Wir genießen das beschauliche Flair von Tasmaniens Hauptstadt. Im Hintergrund ragt der Mt. Wellington majestätisch über 1270 Meter in die Höhe. Charles Darwin war schon hier oben, und Mark Twain verglich den Berg im Jahr 1895 gar mit dem Ätna auf Sizilien. Einmal mehr meistert der Nissan die Höhenmeter ohne Probleme.
Am Abend schaut Babsi besorgt auf den Kalender. Leider bleibt uns für diese fantastische Insel nicht mehr viel Zeit. Bald geht die Fähre zurück nach Melbourne. Jörg wird schon bei dem Gedanken daran blass. Wir wälzen die Prospekte zu den nächsten Zielen. Es gibt noch so viel zu entdecken auf dieser fantastischen Insel. Draußen regnet es Bindfäden. Damit ist auch die Salzkruste am Auto Geschichte.
Einige Kilometer nördlich von Hobart bleiben wir bei Mike hängen. Der kauzige Tasmanier meinte, wir könnten in seinem Garten übernachten. Das machen wir sehr gern, zumal wir sein gut sortiertes Kräuterbeet plündern dürfen. Nebenbei schimpft Mike über die Aussies und erzählt Geschichten über Touristen. Die Tassies sind da eben ganz anders…
Am Abend fragt uns der Hausherr, ob wir duschen wollen. Ohne eine Antwort abzuwarten, schließt er eine Baracke auf und zeigt uns seine Duschkabine. Ein Brauseschlauch liegt über dem Deckenbalken. Das Ende des Schlauches ist an eine Tauchpumpe angeschlossen. Wenn wir duschen wollen, sollten wir den Eimer aus der Regenwassertonne füllen, die Pumpe einhängen und anschalten… Genial, aber die Körperreinigung haben wir schon hinter uns. Nach der kalten Nacht werden wir vom Knistern eines Feuers geweckt. Mike sitzt mit seiner Familie an den wärmenden Flammen und genießt den Morgenkaffee. Wir gesellen uns dazu und bekommen gute Tipps für die weitere Reise. Es erwarten uns noch spannende Tage und die uns verbleibende Zeit auf Tasmanien Zeit wird wirklich knapp.