Badespaß im Litchfield

Im Norden Australiens geht die Trockenzeit zu Ende. Seit einigen Tagen ist die Luft merklich feuchter, und Motivwölkchen zieren den Himmel. Für einen ordentlichen tropischen Schauer reicht es noch nicht, die Vorboten sind jedoch nicht zu übersehen.

Der Waran freut sich auf ein frisches Bad

Von Darwin führt unsere Reise wieder nach Süden. Schon bald erreichen wir den Litchfield Nationalpark. Es ist ein idealer Ort, an dem wir unsere Wanderlust auch während der schweißtreibenden Tage ausleben können. Zahlreiche Wasserläufe durchziehen das Gebiet, sodass wir unterwegs immer wieder ein frisches Bad nehmen können. Der Nationalpark liegt auf einem flachen Gebirgszug, der als riesiger Wasserspeicher dient. Während der Regenzeit dringt Wasser in das poröse Gestein und füllt die Hohlräume. Die laufen in der Trockenzeit wieder leer, und wir freuen uns in der sengenden Sonne über das frische Nass. Oft stürzt das Wasser über mehrere Kaskaden in die Tiefe. An diesen Stellen sind einige Wasserbecken entstanden. Zwar hat das glasklare Wasser in den Badegumpen annähernd 30 Grad, trotzdem erfrischt es kurz, wenn man während einer Wanderung hineinspringen kann.

die Wangi Falls

An den Wangi Falls treffen wir Malcolm. Der Aborigine mit tiefschwarzen Locken gehört zum Stamm der Marranunggu. Mit einer ausladenden Geste weist er über die Wasserfälle. Das ist alles unser Land, sagt Malcolm nicht ohne Stolz. Mittlerweile toben die Kinder des Familienvaters ausgelassen im Wasser. Am Wasserfall wohnt der Regenbogen, erzählt der junge Mann weiter und meint, ich solle aufpassen. Wem der Regenbogen nicht wohl gesonnen ist, den nimmt er mit. Malcolm beginnt eine der Traumzeitgeschichten zu erzählen, die seit Generationen von den Ahnen stets weitergegeben wird. Uns interessiert, wo der Stamm heute lebt, und was sie den Tag über treiben. Man wohne in den Townships, ganz in der Nähe, und heute feiere man ein Fest. Ob Musik und Tanz zu den Stammesfesten gehört, will Jörg wissen. Die spirituellen Feste seine etwas völlig anderes, meint der Aborigine, die werden nicht am Gasgrill des Touristenparkplatzes gefeiert. Heute sei ein ganz normales Fest…
Inzwischen trommelt Malcolms Frau die Familie zusammen. Schade – wir hätten uns gern noch etwas länger unterhalten. Einigen Alkohol intus, schwankt der junge Mann mit Frau und Kindern von dannen. Später schwimmt Jörg zum Wasserfall. Über ihm leuchtet der Regenbogen. Näher kommt er an die herabstürzenden Wassermassen nicht heran. Zu groß wäre sonst die Gefahr, mit auf den Grund gezogen zu werden. Wie recht doch Malcolm mit seiner Traumzeitgeschichte hatte.

Nach dem Bad genehmigen wir uns einen Kaffee. Dabei machen uns zwei Angestellte vom Kiosk auf eine Schlange aufmerksam. Aufgeregt tänzelt das Tier an der Wand entlang. Zwar ist die Schlange mit ihrem blauen Kopf und dem goldgelben Körper hübsch anzuschauen, allerdings scheint sie nicht gut gelaunt zu sein. Mehrfach reißt sie ihr Maul bedrohlich auf und beißt in alles, was ihr im Weg liegt. Wir beobachten die Szenerie in gebührendem Abstand. Die beiden Mitarbeiter des Cafés scheinen richtig Angst zu haben. Immer wieder lugen sie durch die halb geöffnete Tür vom Servicebereich, um nach dem Tier zu schauen. Schnell werfen sie die Tür zu, als die Schlange Kurs auf das kleine Restaurant nimmt. Dumm nur, dass die Tür unten einen Spalt hat, wo die Schlange locker durch passt. Kurz vor der Öffnung dreht das Reptil ab und erklimmt einen Baum. Entwarnung! Später fragen wir einen Ranger. Der lacht, als er die Story hört und meint, es wäre wahrscheinlich eine Goldene Baumschlange gewesen. Die kämen hier häufiger vor und seien völlig harmlos.

Auch die Wasserwanderwege sind im Litchfield durch Steinmännchen gekennzeichnet

Der Badespaß geht weiter und die Badegumpen werden größer. An den Edith Falls sind einige Seen über Kaskaden miteinander verbunden. Beim Schwimmen begleitet uns ein Wasserwaran. Das geschickte Tier scheint über unsere ungelenken Bewegungen im Wasser zu schmunzeln. Mit uns schwimmen auch Yvonne und Tino aus Thüringen. Die beiden sind auf Weltreise und kommen gerade aus der Richtung, die wir in den nächsten Tagen einschlagen wollen. Das trifft sich gut, fahren sie doch genau dorthin, wo wir gerade herkommen. Der Erfahrungsaustausch dauert bis tief in die Nacht.
Als Jörg am nächsten Morgen aufwacht, hört er, wie sich in der Nähe ein älteres Pärchen auf Deutsch unterhält. Er bewundert die beiden Senioren, die sich im hohen Alter noch auf eine so lange Reise begeben. Verdutzt schauen die beiden Jörg an und meinen lachend, dass sie in Adelaide wohnen. Sie sind vor vielen Jahrzenten mit ihren Eltern dorthin ausgewandert. Es entspinnt sich ein reges Gespräch über das Reisen und unsere, nun fast vierjährige Zeit unterwegs. Irgendwie müssen die beiden danach gedacht haben, dass wir in den letzten Jahren nichts von der Welt mitbekommen hätten. Als wir vom morgendlichen Schwimmen zurückkommen, sind die Senioren abreist. Auf unserer Motorhaube liegen zwei „Spiegel“. Der eine stammt von 2016 und der zweite vom August 2017 – wirklich nett.

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