Wenn man sich umhört, ist das Reiseziel Schweden oft von drei negativen Klischees geprägt – teuer, kalt und viele Mücken. Eines davon scheint sich bei unserer Ankunft im sonnigen Trelleborg zu bestätigen, es weht ein schneidend kalter Ostwind. Was die Empfindung „teuer“ angeht, hatten wir nach dem ersten Besuch eines Supermarktes den Eindruck, dass das allgemeine Preisniveau für Dinge des täglichen Bedarfs ähnlich dem ist, wie bei uns zu Hause. Das Gefühl täuscht nicht, wenn man weiß, dass die Inflation in Schweden bezüglich dieser Dinge erheblich niedriger ist als in Deutschland…
Ja und was die Mücken angeht – die bliesen bei der Kälte noch nicht zur Attacke.
Kommen wir zu den positiven Klischees von Schweden. Das Land wirbt mit stressfreiem Urlaub ohne überfüllte Plätze. Nun ja, dieser Zahn wird uns am südlichsten Punkt Schwedens ganz schnell gezogen. Dicht an dicht stehen die Campingfahrzeuge auf einer Wiese. Auch auf der weiteren Strecke entlang der Südküste sind die Campingplätze meist randvoll und stellenweise sogar ausgebucht. Das hatten wir in der tiefsten Vorsaison anders erwartet. Nichts wie weg hier, ist unser Gedanke.
Auf der Strecke gibt es allerdings noch einige schöne Orte, die wir trotz vieler Menschen gern kennenlernen möchten. Mehrere Apps müssen herhalten, und schließlich finden wir doch noch traumhafte Stellplätze abseits von jedem Touristentrubel.
In Ahus schlendern wir über die Waterfront. Vor uns liegt ein Boot mit der Aufschrift Glassbaten. Neugierig nähern wir uns, erwarten wir doch, durch einen Glasboden auf den Grund der Ostsee blicken zu können…Einen Glasboden gibt es nicht, dafür war auf dem Schiff leckeres Eis zu haben. Da gerade niemand anstand, macht sich Jörg auf den Weg zur Verkaufsluke. Energisch zieht Babsi ihn zurück und zeigt auf eine Anzeigetafel. Auch die umsitzenden Leute starren gespannt auf die Nummern. Als die Zahl wechselt, sprang eine der scheinbar gelangweilten Personen auf und eilt zum Eisschalter.
Nun müssen wir nur noch den Nummernspender finden. Nach seiner Entdeckung stellen wir fest, dass noch mindestens zehn Leute vor uns an der Reihe sind. Schlagartig vergeht uns der Appetit auf Eis. Was bleibt, ist unser Erstaunen über das System des Eisverkaufs. Nummernspender und Anzeigetafeln kannten wir in Deutschland bisher nur von Behördengängen.
Von Ahus machen wir einen Abstecher ins Landesinnere. Zwischen Bromölla und Olofström lädt ein Bahnradweg dazu ein, die tiefen schwedischen Wälder zu erkunden. Weiter nördlich lockt der Asnens Nationalpark zu einer ausgedehnten Tour mit dem Paddelboot. Und schließlich bestaunen wir auf dem Autofriedhof Kyrkö Mosse einen der Tourbusse der Gruppe ABBA, der mit Sicherheit schon bessere Zeiten gesehen hat.
Vom Örtchen Ryd drehen wir unsere Nase in östliche Richtung und rollen wieder auf die Küste zu. Auf entsprechenden Verkehrszeichen wird wiederholt vor einer Begegnung mit Elchen gewarnt. Wenn wir doch nur einen zu Gesicht bekämen…