Ist man längere Zeit unterwegs bleibt es nicht aus, dass man gewisse Dienstleistungen in Anspruch nehmen muss. Waren wir von der Art und Weise sowie auch von der Qualität von Arbeiten in Afrika eher angenehm überrascht, so verschlug es uns auf dem Weg durch Australien mancherorts die Sprache. Das begann schon unmittelbar nach unserer Ankunft, als Jörg mit einem halbplatten Reifen in der Werkstatt auf den nächsten Tag vertröstet wurde. Vielen Dank, dann wäre der Pneu vermutlich richtig platt gewesen.
Wenig später suchten wir einen Schuster. Leider geschlossen, prangte in großen Lettern an der Ladentür. Darunter stand geschrieben, dass der Fachmann bald zurück sei. Als die Tür nach Stunden immer noch verschlossen war, drehten wir enttäuscht ab.
Richtig schmerzhaft bekamen wir den schlechten Service bei nötigen Reparaturen am Auto und an der Wohnkabine zu spüren. Während man bei Nissan in Melbourne die Durchsicht unseres Zugpferdes noch einigermaßen gut erledigte, wurde in Alice Springs nicht einmal der Servicezähler zurückgesetzt. Ein Diagnosegerät zur Zustandsanalyse – Fehlanzeige. Wenigstens hatte man Motorenöl und einen Filter auf Lager.
Noch schlimmer präsentierten sich die Caravan-Werkstätten. Hier konnte man schon dankbar sein, wenn sich ein Fachmann das Problem angeschaut hat, um uns anschließend mitzuteilen, dass man bei einem europäischen Modell nichts machen könne. Dabei unterscheiden sich beispielsweise die australischen Klokassetten von Thetford in keiner Weise von den Europäischen. Vielleicht haben wir jedoch einen „Rechtssitzer“ übersehen!? Meist jedoch würdigten die Fachleute dem jeweils kaputten Teil keinen Blick. Es sei Hauptsaison, und man sei komplett ausgebucht, hieß es. Letztens drehte man den Spieß einfach herum als man meinte, nun sei Nebensaison und es wäre niemand in der Werkstatt. Im Allgemeinen trafen wir in den Betrieben auf Lustlosigkeit oder die Einrichtungen blieben gleich geschlossen, vermutlich wegen Reichtum.
Allerdings sind uns nicht nur Dienstleister in Reparaturwerkstätten unangenehm aufgefallen. So trafen wir in Besucherzentren von Städten und Nationalparks häufig auf „Berater“, die, außer im Ausgeben von Hochglanzpapier, keine Ahnung hatten. Fragte man nach einem speziellen Sachverhalt, wurde meist der Inhalt aus den Prospekten zitiert. Oft schlossen die Büros auch schon, kundenunfreundlich, am frühen Nachmittag.
Outete man sich auf Campingplätzen als Tourist, der nur eine Nacht bleiben wolle, bekam man in der Regel für teures Geld einen schlechten Platz. Das passierte auch dann, wenn große Teile des Caravanparks leer waren. Nicht selten ging Jörg zurück zur Rezeption, um den Platz zu reklamieren. Häufig traf er dabei auf extrem unfreundliches Personal. Das ist auch kein Wunder, schaut man sich die typischen australischen Caravanparks an. Hier werden Massen von Campern in parkplatzähnlichen Buchten untergebracht. Oft sitzt der Nachbar keine zwei Meter entfernt, Privatsphäre Fehlanzeige.
Mit unserer Kritik stehen wir nicht allein. Letztens trafen wir Reisende, die bei der Frage nach einem Scheibenwischermotor zur Antwort bekamen, dass es in Australien nicht regnen würde…
Wie in jeder Wüste, gibt es auch in der australischen Servicewüste Oasen, die wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen möchten. So hat man in diversen Optikergeschäften Jörgs Brille meist sofort und oft sogar unentgeltlich wieder gerichtet. Auch setzte sich der Mitarbeiter eines Reifenservices angesichts des Verkaufs von zwei neuen Pneus sofort in Bewegung. In Melbourne half man bei der Reparatur unserer kaputten Kabinentür schnell und unkompliziert. Der ABCO-Caravanservice in Coffs Harbour machte seinem Namen alle Ehre, als sich ein Monteur nach kurzer Wartezeit unseren warmen Kühlschrank zur Brust nahm. Eine erstklassige Beratung bezüglich der Filter in unserer Wasseranlage erhielten wir in Darwin. Dort waren wir angenehm überrascht.
Es gibt sie also doch – einige Leuchttürme in der Servicewüste Australiens. Leider waren das die Ausnahmen. In der Regel hat uns vieles daran erinnert, was im Osten Deutschlands vor mehr als 30 Jahren Gang und Gäbe war.