Willkommen in Australien

Die Hafeneinfahrt von Fremantle

Völlig übermüdet stehen wir am Flughafen von Perth in einer Schlange von Menschen. Es sind die Leute, die darauf warten, an der Zollkontrolle ihre Koffer auspacken zu dürfen. Wir hatten im Einreiseformular die mitgeführten Medikamente deklariert. Die Medizin stand in der gleichen Spalte, wo auch Drogen, Waffen und andere verbotenen Gegenstände zu finden waren. Einige Passagiere haben offenbar sogar Tiere mitgebracht, zwei Hundekäfige stehen etwas abseits. Kategorisch meint der Officer zu Babsi, sie solle sich hinter Jörg einreihen. Das kann ja heiter werden… Es ist aber lustig anzuschauen, wie etwa 15 Leute in genau einer Reihe stehen und auf die Abfertigung warten. Plötzlich öffnet der Officer einen der Käfige und führt den Hund an der Menschenschlange entlang, erst rechts, anschließend links. Gründlich schnüffelt das Tier an jedem Gepäckstück. Nach getaner Arbeit dürfen alle gehen: Die Passagiere zum Ausgang und der Hund zurück in den Käfig. Willkommen in Australien.

Vom Flughafen fahren wir direkt nach Fremantle. Der quirlige Ort dient der benachbarten Großstadt Perth als Hafen. Hier sollte vor gut einer Woche unser Wohnmobil angelandet sein. Da wir an einem Sonntag eintreffen, müssen wir uns jedoch mit der Abholung noch gedulden. Neugierig schleichen wir bei einem ersten Spaziergang um die Zäune am Hafengelände, um vielleicht doch einen Blick auf unser treues Gefährt zu erhaschen. Es sollte nicht sein.
Bis wir wieder in unsere eigenen vier Wände einziehen können, wohnen wir bei Glenn. Der Mann hat ein kleines Haus mit Gästezimmer in der Nähe vom Hafen. Das geräumige Erdgeschoss dient uns drei Personen für die nächsten Tage als Wohnzimmer und Küche. Gemeinsam mit Glenn bereiten wir das Abendessen. Er hat ein Faible für currygewürzte Speisen. Nebenbei erzählt unser Gastgeber viel von sich, von seiner Heimatstadt und über Australien – eine schöne Einführung zu unserem kommenden Reiseabschnitt.

Ein verstohlener Blick in den Hafen

Als wir am Montag frühmorgens zum Spediteur gehen, haben wir einen Funken Hoffnung, dass wir eventuell an diesem Tag auch unser Auto aus dem Hafen holen können. Ryan bremst unseren Elan. Er müsse zunächst die Zollformalitäten klären und anschließend einen Termin mit der Quarantänebehörde machen. Dienstag oder vielleicht auch erst Mittwoch würden wir in den Hafen gehen. Enttäuscht drehen wir ab und verbringen den regnerischen Tag in Perth. Etwas lustlos bummeln wir durch die Großstadt, was sicher auch unserer Müdigkeit geschuldet ist. Am Nachmittag fahren wir mit dem Zug zurück nach Fremantle. Die Bahnstrecke führt direkt am Hafengelände entlang, und plötzlich sehen wir für einen kurzen Moment unser Wohnmobil an der Kaimauer stehen. Es ist also da, und sieht von weitem auch ganz gut aus.

Tags darauf ist der langersehnte Moment, wo wir endlich zu unserem Auto dürfen. Ob wir es mitnehmen können, hängt vom Ergebnis der Quarantänekontrolle ab. Diese viel gefürchtete Behörde untersucht die ankommenden Gegenstände noch im Hafen auf absolute Sauberkeit. Dafür hatten wir in Port Elizabeth fast zwei Wochen geputzt. Nun hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die Kontrolleure mit weißen Handschuhen in die Radkästen fahren und über den Unterboden streifen. Das Gerücht stimmt, nur dass die Handschuhe hellgrau sind.

Nach lediglich 15 Minuten ist der Zauber vorüber. Ryan meint, der erste Eindruck sei entscheidend, und der war offensichtlich gut. Das Herz stand uns nur kurzzeitig still, als die gestrenge Dame noch ein afrikanisches Blatt aus dem Motorraum fischte. Als bei der anschließenden Kontrolle der Radkästen die Handschuhe sauber blieben, war der Frieden wiederhergestellt. Und als die Kontrolleurin in unserer Kühlbox nur Bücher fand, war sie endgültig zufrieden… Der Aufwand in Port Elizabeth hatte sich also hundertprozentig gelohnt.

Hygieneinspektion im Doppelpack

Wenig später fahren wir unser Wohnmobil aus dem Hafengelände. Inzwischen hat Ryan eine vorläufige Genehmigung besorgt, damit wir das Fahrzeug zum Campingplatz bringen können. Dort ist die Reise zunächst beendet, bis der australische TÜV die Zulassungsgenehmigung erteilt hat. Wir gehen die letzte Hürde locker an. Am Nachmittag vor dem Kontrolltermin meint Babsi, dass wir die Beleuchtung noch mal checken sollten – einfach so. Und einfach so brennt da ein Rücklicht an der Wohnkabine nicht. Nun ist die Glühbirne schnell gewechselt, die Lampe bleibt jedoch dunkel. Wir wälzen die Literatur und ahnen bald, dass der Fehler irgendwo im Kabelbaum liegen muss, aussichtslos, ihn in der Kürze der Zeit zu beheben. Also setzen wir kurz die Kabine ab und werfen ein Kabel vom funktionierenden Licht zu dem Defekten. Drei Stunden später ist die Kabine wieder aufgesetzt und alle Lampen brennen.

Als der TÜV-Officer am nächsten Tag den Daumen hebt und unser Wohnmobil schließlich vom Hof rollt, fällt die ganze Anspannung der letzten Wochen ab. Wir freuen uns auf neue Abenteuer.

Weitere Bilder zum Artikel sind hier zu finden…

DatenschutzerklärungImpressum