Unser Warngerät für den Reifenluftdruck piept unaufhörlich. Jörg schreckt auf und richtet sich innerlich auf den nächsten Reifenwechsel ein. Kein Grund zur Panik, meint Babsi, das Gerät signalisiert lediglich, dass die Temperaturen im Pneu 70 Grad überschritten haben. Auch das sei nicht gut – meint der Hersteller. Seit Tagen steht unser Außenthermometer jenseits der 40 Grad Marke.
Dabei sind wir bei trüben Wetter in Windhoek losgefahren. Die Regenzeit brachte einige schwere Gewitter und ergiebige Güsse – die Farmer hat es gefreut. In Keetmanshoop saßen wir die halbe Nacht vor unserer Hütte und beobachten die Gewitter in der Ferne. Beeindruckend war, wie sie sich innerhalb kürzester Zeit bildeten, kurz aufbäumten und genauso schnell wieder zusammenfielen. Was blieb, war ein kräftiger Regenschauer für das Gebiet, in dem sie aktiv waren. Am Morgen spielte die Sonne mit den restlichen Wolken. Goldgelb leuchteten sie über der Steppe bis sie sich schließlich auflösten.
Wir sind auf dem Weg zum Orange River. Die Wolken sind längst verschwunden, und die Temperatur steigt im Minutentakt. In der Nacht kratzt der Hals vor Trockenheit – die Wasserflasche steht griffbereit. Draußen sind knapp 34 Grad. Das wäre eine schöne Wärme, wenn die Uhr nicht gerade kurz nach Mitternacht anzeigen würde. Am Morgen will Jörg das WoMo verlassen, springt aber schnell wieder hinein. Seine Crocks stehen auf der Stufe in der Sonne. Ihm war gerade, als tritt er in einen Haufen glühender Kohle. Die Türklinke zum Toilettenhäuschen gleicht einer heißen Kochplatte. Vom Klogang bleibt eine Brandblase an den Fingern zurück. Schließlich haben wir Hochsommer… Angesichts der hohen Temperaturen überlegen wir lange, ob wir den Abstecher in die Cederberge machen sollten. Ursprünglich wollten wir hier wandern, doch das macht bei der Hitze nicht unbedingt Spaß. Inzwischen hat der Wetterbericht kühlere Temperaturen vorhergesagt, und er sollte Recht behalten. Es wurde sogar so kühl, dass wir uns am Abend ins Wohnmobil verkriechen. Tagsüber sind beste Wandertemperaturen, sodass wir die Reste des Weihnachtsspecks in Angriff nehmen.
Paternoster will uns nicht. Nachdem wir schon letztes Jahr vergeblich versucht hatten, den Ort an der West Coast kennen zu lernen, lässt sich die Angelegenheit auch diesmal nicht gut an: Zunächst wird es schwer, von der Jamaka-Farm in den Cederbergen loszukommen. Jannie, der Farmer, überhäuft Babsi mit Komplimenten. Ein Jahr soll sie dableiben, dann könne Jörg sie wieder abholen, meint er. Jörg wettet darauf, dass er sie eher zurückgibt. So geht die Zeit dahin. Die Strecke nach Paternoster ist mit Straßenbaustellen gesät. Wir kommen nur langsam voran, und bald steht die Sonne schon tief im Westen. Schlussendlich erreichen wir das malerische Dorf gegen Abend. Als wir ankommen, zieht sich der Himmel demonstrativ zu. Am nächsten Morgen fängt es gar an zu regnen, und wir beschließen, wieder abzureisen. Das zeigt Wirkung! Kurze Zeit später lacht die Sonne vom Himmel, vermutlich vor Freude über unseren Entschluss. Es trifft sich gut, denken wir, lass uns in Paternoster noch ein wenig bummeln… Keine Stunde später beginnt es erneut zu regnen – nun fahren wir wirklich.
Yzerfontain empfängt uns mit Sonnenschein. Im Reiseführer ist eine schöne Wanderung an der Küste beschrieben. Die Strecke nehmen wir uns vor. Dass Wanderwege in Südafrika manchmal nicht einfach zu finden sind, wissen wir. Auch diesmal müssen wir uns mehrfach nach dem Weg erkundigen. Als es schließlich überhaupt nicht mehr weitergeht, folgen wir einem Pfad steil bergauf. Oben winkt ein Mann. Es ist Jan, der mit seiner Frau Rihana das angeblich kleinste Haus in Yzerfontain bewohnt. Wir schwatzen eine Weile mit dem Rentnerpaar. Leipzig, unsere Heimatstadt kennen beide. Nicht dass sie schon mal dort gewesen wären – nein. Aber schließlich wurde der Porsche, der vor ihrer Haustür steht, dort gebaut. Bei unserem Wanderweg können sie uns leider nicht weiterhelfen…