Wir stehen mitten in der Hauptstadt Tansanias auf dem Parkplatz des New Dodoma-Hotels. Da man Campingplätze in dieser Gegend vergeblich sucht, gaben uns Reisende den Tipp, dass man auf dem Hotelgelände sicher übernachten könne. Wenigstens sollten wir in der Rezeption Bescheid sagen, meint Jörg. Das Auto auf dem Parkplatz abzustellen ginge nur, wenn wir auch ein Zimmer nehmen würden, erfahren wir dort. Kurze Zeit später haben wir den teuersten Stellplatz unserer Reise gebucht. Ein Hotelpage steht neben unserem Wohnmobil und wartet, dass wir ihm die Koffer reichen. Wir haben keine Lust, unsere Sachen in das Hotelzimmer zu räumen und überlegen, wo wir die Nacht verbringen. Nach einer erfrischenden Dusche und schmackhaftem Abendessen gehen wir zurück zum Parkplatz. Der Wachmann weicht uns nicht von der Seite. Irgendwann sagen wir ihm, dass wir einsteigen und drinbleiben werden. Nachdem die Tür hinter uns ins Schloss gefallen ist, steht der Wächter noch eine ganze Weile kopfschüttelnd neben unserem Auto.
Sechshundert Kilometer weiter wollen wir den berühmten Ngorogoro-Krater besuchen. Unsere Stimmung ist am Nullpunkt. Nebel wabert über den Fahrweg und die Sicht beträgt keine einhundert Meter. Viel Eintrittsgeld haben wir für das Naturspektakel bezahlt, und nun das. Frank, unser Guide ist mit seinem Smartphone beschäftigt, nebenbei lenkt er den Toyo durch die Wolken. Das wird schon noch, meint er, wir sollen nur etwas Geduld haben. Und es wurde wirklich. Der Nebel lichtet sich und gibt die Sicht auf die zweitgrößte Kaldera der Welt frei. Steil fallen die Kraterwände des erloschenen Vulkans ab. Zwischen dem Rand und dem Kraterboden beträgt der Höhenunterschied rund 500 Meter. Der Auslöser vom Fotoapparat glüht. Riesige Gnuherden ziehen an uns vorüber. Nicht weit davon entfernt liegen einige Löwen träge im Gras. Noch sind sie satt. Hungrig dagegen sind hunderte von Flamingos, die im Kratersee nach Beute suchen. Es ist ganz großes Kino, hier im Ngorogoro-Krater, der zu den Ausläufern der Serengeti zählt. Völlig zu Recht wurde das gesamte Gebiet 1979 dem UNESCO-Welterbe zugeordnet.
Unseren Guide scheren seine Gäste im Wagen relativ wenig. Immer wieder zeigen wir ihm Tiere und müssen ihn zum Stoppen auffordern. Völlig in sein Smartphone vertieft, fährt er an den schönsten Fotomotiven vorbei. Daraufhin angesprochen meint er, dass er mit anderen Guides über die Standorte der Tiere kommunizieren würde. Rätselhaft bleibt uns, wozu man dafür Smileys und Herzchen braucht.
Am Arusha Nationalpark beschließen wir, die Sache mit dem Fahren selbst in die Hand zu nehmen. Direkt am Fuße des Mont Meru warten wir auf DAS Wetter, wo wir sowohl den Kilimandscharo als auch den Meru zu sehen bekommen. Dann würden wir unsere Wohnkabine absetzen und den Park mit dem Nissan erkunden. Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Während das Personal des Campingplatzes nicht müde wird, die Vorzüge der Destination anzupreisen, hören wir ganz in der Nähe die offensichtlichen Vorbereitungen auf ein Freiluftkonzert. Wer da spiele, wollen wir wissen, vielleicht gehen wir einfach mal am Abend mit hin. Oh, meint der Manager, das sei kein Konzert, sondern Leute der musikalischen Fakultät der Universität Arusha, die dort an den Instrumenten üben. Nach vier Stunden hat das grausame Spiel ein Ende, um am nächsten Morgen punkt halb sieben von vorn zu beginnen. Nun haben die Studenten den ganzen Tag Zeit, uns ihre schrägen Töne um die Ohren zu blasen. Man hätte es wohl schon kritisiert, meint der Manager unserer Lodge, es kümmert jedoch in der Uni niemanden. Als am Abend auch noch die Duschen kalt sind, protestieren wir lautstark. Unangenehme Begleitumstände sind für uns kein Problem, allerdings darf man bei gehobenen Übernachtungspreisen erwarten, dass die ausgewiesenen Leistungen auch erbracht werden. Nach dreistündiger Diskussion stellt man uns einen Badezuber mit heißem Wasser in die Dusche, worin wir uns waschen können, im Backround der Chor der Musikschule. Als es am nächsten Morgen auch noch zu regnen anfängt, brechen wir unsere Zelte ab, wiederum begleitet vom Sound der Übenden. Von der teuren und lieblosen Massenabfertigung hier im Norden Tansanias haben wir die Nase gestrichen voll. Mach‘s gut Kili, Bye,Bye Mont Meru. Es war wohl die falsche Jahreszeit am falschen Ort, um Euch zu sehen.
Inzwischen stehen wir genau auf halber Strecke zwischen Kapstadt und Kairo. Um die drei restlichen Breitengrade zum Äquator noch zurückzulegen, müssten wir die Grenze nach Kenia überqueren. Ob der Erfahrung mit der letzten Grenzpassage sparen wir uns das und drehen die Nase wieder gen Süden.