Exakt 5 Wochen nach dem Einbruch in unser Auto stehen wir wieder auf dem Parkplatz von Superspar in Windhoek. Wir sind mit Gudrun und Martin unterwegs, die uns für einige Wochen durch Afrika begleiten werden. Diesmal haben wir den Wagen auf einem belebten Teil des Parkplatzes abgestellt. Außerdem sind wir nur mit unserem „halben“ Auto da; Einbruch fast ausgeschlossen. Am Eingang des Marktes stolpern wir über ein Regal, gefüllt mit Glühwein vom Nürnberger Christkindlmarkt. Der kommt uns gerade recht, ist doch die erste große Kältewelle dieses Winters im Anmarsch. Die Nachttemperaturen liegen stellenweise im zweistelligen Minusbereich, tagsüber wird es kaum 15 Grad warm. Dazu pfeift uns ein frischer Wind um die Nase – eine schöne Begrüßung für unseren Besuch, der aus dem schwülheißen Europa kommt.
Die Nissan-Werkstatt hatte extra noch eine Sonderschicht eingelegt, um unser Fahrzeug pünktlich wieder fit zu machen. Nun fehlt allerdings von Gudrun ein Koffer. Wir beschließen, noch einige Tage in Windhoek bleiben, um auf das verlorene Gepäckstück zu warten. Die Zeit nutzen wir, damit unsere neue Autoscheibe noch eine Sicherheitsfolie bekommt. Als wir am Morgen zum Service aufbrechen wollen, gibt der Anlasser vom Nissan nur ein müdes Stottern von sich. Die „gute“ Starterbatterie von Varta – noch keine zwei Jahre alt – hat ihren Geist aufgegeben. Martin gibt mit seinem Toyo Starthilfe. Schön, dass der Scheibenservice gleich noch eine neue Batterie mit einbauen kann. Ärgerlich ist, dass die Markenbatterie so schnell ausfällt.
Trotz unserer Bemühungen, bei Condor eine Information über das verloren gegangene Gepäckstück zu erhalten, kommen wir nicht weiter. Es ist, als hat man bei der Fluglinie eine Nachrichtensperre verhängt. Inzwischen ist unser Reiseplan gehörig durcheinander gewürfelt. Den Abstecher in die Kalahari haben wir uns bereits aus dem Kopf geschlagen. Am Morgen unseres dritten Wartetages kommt die Rezeptionistin des Camps aufgeregt zu uns und erzählt, dass wir die vermisste Tasche in der Innenstadt abholen könnten. Hocherfreut machen wir uns auf den Weg, wenn da nicht das seltsame Geräusch aus dem Motorraum des Nissans wäre. Beim Boxenstopp in der Werkstatt wird das treue Gefährt gleich wieder einbehalten. Wir bekommen einen Almera als Ersatz und merken wenig später, dass der Tank des Leihwagens völlig leer ist. Freud und Leid liegen manchmal sehr dicht beieinander.
Inzwischen ist Gudruns Reisetasche aufgetaucht, allerdings haben wir kein Auto mehr zum Weiterreisen. Am späten Nachmittag kommt der Anruf aus der Werkstatt. Das Auto fährt zwar, jedoch sind die Lager der Lichtmaschine verschlissen. Eine Neue müsse erst bestellt werden, was eine Woche dauern kann. Wir haben keine Zeit mehr, da unser Visum für Namibia in wenigen Tagen abläuft. Mit einem Tipp für eine Werkstatt in Botswana und für ein gutes Ölspray drückt mir Steven den Zündschlüssel in die Hand. Viel Glück und gute Fahrt wünscht er zum Abschied.
Mit dreitägiger Verspätung steuern wir nunmehr direkt die botswanische Grenze an. Nach einiger Zeit weicht die Anspannung, als wir merken, dass der Nissan gut rollt und auch das quietschende Geräusch aus dem Motorraum nicht mehr zu hören ist. Bevor wir die Grenze überqueren, statten wir den Buschmännern noch einen Besuch ab. Während eines gemeinsamen Spazierganges durch die Savanne lernen wir Vieles über die traditionelle Lebensweise dieser Leute. Kordman, nach seiner Körpergröße der kurze Mann benannt, ist über 90 Jahre alt. Er erklärt uns die Anwendung und Wirkungsweise einiger Pflanzen, die unscheinbar am Wegrand stehen. Wir werden aufgefordert, einen Kern, ähnlich dem einer Sonnenblume, unter die Zunge zu schieben. Als erste erschreckt Barbara, als der Kern mit hörbarem Geräusch leicht schmerzhaft im Mund zerplatzt. Später lernen wir, die Tierspuren im Sand zu deuten. Aus denen kann man nicht nur die Richtung erkennen, die das Tier genommen hat, sondern auch sehen, ob es auf der Flucht war.
Flüchten müssen wir nunmehr auch, und zwar aus Namibia. Unser Visum ist inzwischen bis auf den letzten Tag ausgereizt. Nach den erholsamen Tagen bei den Buschmännern hoffen wir nun, dass die Reise nicht ganz so spannungsgeladen weitergeht.