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BLITZ-01-2016-LEIPZIG

12 Musik BLITZ! Tino Standhaft Tino Standhaft meets Neil Young Wolf Maahn Sensible Daten Für sein 13. Studioalbum hat sich Wolf Maahn Zeit gelassen. Fünf Jahre haben die Fans warten müs- sen, nun werden sie wieder mit sen- siblen Liebesliedern beliefert, für die der Kölner bekannt ist. Maahn zählt zu den beständigsten Männern im deutschen Rockpoetentum. Gleich beim Einstieg knüpft er an eigene Klassiker wie "Rosen im Asphalt" an. Sein "Montagssong" rockt straight und ist zugleich gefällig - wie alle neuen Songs, die im Radio laufen könnten. Nach dem Opener bricht der Musiker ins "Gelobte Land" auf, seine Tour von Stadt zu Stadt ist eine Liebeserklärung an die Reise ins Un- bekannte. "Schlaflos in Eden" ist in Poesie aufgegangene Einsamkeit: Maahn berichtet von dem Alleinsein im Hotel mit Pool, in dem das Ein- zelschwimmen auch keine Ersatzbe- friedigung bieten kann. Sehnsucht und Optimismus sind von ihm be- diente Gefühlslagen, aber Maahn teilt auch kräftig aus und verschießt Ironie-Salven. Er lästert über Algo- rithmen und die oft beschworene Schwarmintelligenz. Vor dem Hin- tergrund, dass Maahn einst den Wahlkampf von Wolfgang Clement unterstützt hat, fällt seine Sozialkritik recht heftig aus. "Würdelos die Pro- duktion, Schleuderware für Millio- nen, würdelos die Arbeit und der Lohn, die Gier sprengt jede Dimen- sion", resümiert er und bereut ver- mutlich sein Engagement für das ehemalige Mitglied einer ehemali- gen Arbeiterpartei. Maahn macht sein Ding wie Udo Lindenberg, aber sein Ding. In "TV aus dem Hotelfen- ster" bestellt er beim Interview mit einer Wichtig-Wichtig-Redakteurin grünen Tee. Wie andere in die Jahre gekommene Rocker muss Maahn bei seinem Konzertmarathon mit gut eingespielter Begleitband Disziplin halten. Auftritte gab und gibt es natürlich auch im BLITZ!-Verbrei- tungsgebiet. TORSTEN FUCHS Seit einiger Zeit spielt Leipzigs be- ständigster Blues-Rocker schon Pro- gramme mit den Songs seiner großen Helden. Vor allem seine er- folgreichen Interpretationen von Neil Young erfuhren nun eine Um- setzung im Studio. Die Platte ist nicht etwa ein "Best Of". Zwar wird der Reigen gerahmt durch zwei der be- kanntesten Überflieger: "Hey Hey My My" und "Like A Hurricane" kommen dem Klangverständnis von Standhaft sehr nahe (die meisten kennen den uralten "Hurricane" ja aus neueren Live-Fassungen). Da- zwischen glänzen bei Auslassung neuerer ("Rockin' In The Free World") oder älterer ("Heart Of Gold") Superhits viele weniger be- kannte Perlen, etliche aus ganz frühen Jahren. Hier liegt auch die Antwort auf die fällige Frage nach dem Sinn dieser Interpretationen: Vor allem diese Sachen kommen mit deutlich mehr Bums. Nicht nur das kraftvolle Schlagzeug und der Bass, der heute ganz andere Frequenz- breiten (vor allem -tiefen) erreicht, vor allem Standhafts zwar filigranes, doch konsequent druckvolles Gitar- renspiel (auch das seines kongenia- len Bruders im Geiste Norman Das- sler) macht die alten Folksongs zu echten Rockern und hebt sie auf das sonore Niveau der jüngeren Hits. Dieses Album legt sehr eigene, aber im Sinne des Urhebers atemberau- bend authentische Visionen von des- sen Liedern in einer stimmigen, in Duktus und Dynamik wunderbar ausgewogenen Kollektion sauberer Studioaufnahmen vor. Die Origi- nale, in gleicher Folge aneinander- gereiht, würden eine solche emotio- nale Dichte im Gesamtbild nicht ent- wickeln - das würde vom Sound her auseinanderfallen. Das Album ist mit "Vol. I" unterbetitelt. "Vol. II" soll ein Live-Mitschnitt werden, nur Stand- haft und Dassler. Wir dürfen ge- spannt sein! FRODO WAWRZYNIAK Gleis 8 Endlich Feindrehstar Love & Hoppiness Guaia Guaia Eine Revolution ist viel zu wenig mein favorit Zum ersten Mal von dieser Band hörte ich im Arte-Musikmagazin "tracks". Dort wurde über zwei Schulabbrecher berichtet, die anstatt ihr Abi fertig zu machen, lieber freiwillig auf Reisen als Straßenmusiker gingen und so eine alternative Art des Lebens wählten. Diese besondere Wahl spiegelt sich auch immer wieder in den Texten der beiden jungen Musiker wider. Sie sind konsum- und kapitalismuskritisch, gegen eingefahrene Strukturen und Dogmen. Insgesamt waren sie drei Jahre mit umgebauten Fahrrädern, die das Equipment trugen, auf den Straßen und in den Städten Deutsch- lands unterwegs, ohne Krankenversicherung oder festen Wohnsitz. Bei den Konzerten kommt neben einer Posaune und einer Gitarre auch elek- tronische Musik, die vom Laptop eingespielt wird, zum Einsatz. Mittler- weile haben sie durch die mediale Aufmerksamkeit einen Plattenvertrag mit Universal bekommen, so dass man sich ihre Musik auch kaufen kann. Einfach mal reinhören! STEPHAN KORNITZKY, JOURNALIST UND AUTOR, MÜHLHAUSEN Lange schon haben sich die Jenaer vom MC, also vom (ungesampelten) Gesang, also von Charts und Big Biz verabschiedet, aber nicht von Spaß und Musikalität und Lust am Tanzen. "Krautclub" nennen sie ihren oberfet- ten Mix aus Jazz, Funk und Weltmu- sik mit gefühligen Bläsern auf flirren- den Elektronika und pumpenden Beats, eine Art Acid Jazz 2.0. Schlaue Musik mit zwingendem Fee- ling und absoluter Partygarantie. Genau die Scheibe, die wir brau- chen, wenn dieser Schmuddelwinter uns mental unterkriegen will. FW Es muss ein harter Schlag gewesen sein, als Anna R. im vergangenen Jahr mit Saxofonist Lorenz Allacher jenen Musiker aus der alten Rosen- stolz-Mannschaft an den Krebs ver- lor, mit dem sie nach dem Split den Neuanfang wagte. Nun sind sie zu dritt, doch das tut dem Band-Klang wenig, ist doch Anna Stimme oh- nehin der Dreh- und Angelpunkt von allem. Wie immer Songs von Liebe und Trotz mit viel Melodie und noch mehr Melancholie, sie hat den be- kannten emotionalen Kosmos nicht verlassen. Warum sollte sie auch? FW

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