Quer durch den Kontinent

Kaffeeplantagen soweit das Auge reicht in Tansania, im Vordergrund einige Bananenpflanzen.

Es ist einige Zeit her, als wir in Bagamoyo am Indischen Ozean starteten, um den afrikanischen Kontinent zu durchqueren. Ein letztes Bad im lauwarmen Meerwasser, und die Reise ging los. Bald husteten wir beide um die Wette. Eine starke Erkältung zwang uns immer wieder zu längeren Zwischenstopps. Während wir uns bei nächtlichen Temperaturen knapp unter 30 Grad schweißnass in den Betten wälzten, lief der Ventilator über dem Schlafgemach auf Hochtouren. Mücken trauten sich keine in den Luftzug, dafür fühlten sich die Erkältungsbakterien umso wohler.

Wir stehen in Chipata kurz hinter der sambischen Grenze. Hoch über der Stadt weht ein erfrischender Wind, das erste Lüftchen seit Tagen. Vor uns liegt der letzte Fisch vom Malawisee im Gras, frisch gebraten, versteht sich. Der Sturm und eine kleine Unachtsamkeit bei der Zubereitung brachten unsere gesamte Kochkonstruktion ins Wanken, die Erdanziehungskraft tat ihr Restliches. Geduldig sortiert Babsi die Schmutzpartikel aus dem Chambo. Sie hat den Fisch nach der Filetierung und Würze nun bereits zum dritten Mal in der Hand, ein würdiger Abschied vom Malawisee.

Manchmal staunen wir

An Polizeisperren sind wir inzwischen gewöhnt, dass aber an einer Barriere plötzlich ein Mann mit Hut und Insektenköcher vor uns steht, ist neu. Der Herr gibt sich als Fliegenkontrolleur zu erkennen und fragt, nachdem wir die Fensterscheibe heruntergelassen haben, ob wir solche Tiere im Auto hätten. Nun mit Sicherheit nicht mehr, die letzten Zwei seien gerade vor ihm geflohen, gibt Jörg grinsend zu Antwort. Der Mann nimmt’s gelassen und im Geist beobachten wir, wie hinter seinem Rücken täglich hunderte von Insekten unerkannt die Schranke passieren.
Der nächste Beamte, der uns anhält erweist sich als echter Polizist. Diensteifrig präsentiert er das Foto auf der Laserpistole. Wild blinken dort einige rote Symbole. Dass Jörg statt der erlaubten 60 neun Stundenkilometer schneller war, ist für Ungeübte selbst mit Brille nicht zu erkennen. Ebenfalls nicht zu erkennen war das entsprechende Schild, was auf die Geschwindigkeitsbeschränkung hinweisen sollte. Diskutieren lohnt nicht, umgerechnet 6,50 Euro sind für ein Souvenir, das nicht jeder hat, zu verschmerzen.
Inzwischen liegen Strafzettel von Tansania, Malawi und auch Sambia in unserem Tresor, wobei die Preise für die Geschwindigkeitsdelikte höchst unterschiedlich sind. So kostet Overspeed in Tansania rund 12,50 Euro, in Malawi etwa die Hälfte und in Sambia ca. 30 Euro – egal wie schnell. Gemessen wird an Stellen, wo die Restriktion gemäß der Beschilderung nicht nachvollziehbar ist, oder in Sambia, ähnlich einer deutschen Methode, auf leerer Straße kurz vor dem Ortsausgang. Gerast sind wir jeweils um die 70 km/h.

Weniger schnell passieren wir die Internet-Sendemasten an der Strecke. Kommt ein Turm in Sichtweite, überschlagen sich die WhatsApp-Meldungen auf dem Smartphone. Auf dem Bildschirm stehen viele Fragen zu einer Projektarbeit im fernen Leipzig. Langsam passieren wir die Funktürme, um alles zu beantworten. Am Ende unserer Tagesetappe ist die Arbeit ein ganzes Stück gewachsen…

Noch immer gesundheitlich angeschlagen, wählen wir die kürzeste Strecke durch den Kontinent. Am Maramba River begrüßen uns nicht nur dreißig Elefanten, sondern auch unzählige Grillen in den Bäumen. In der Spitze bringen sie 95 dB Schalldruck auf das Messgerät – wir wollen, auch ob der Hitze, schnell weiter. Daraus wird jedoch zunächst nichts. Jörg fühlt sich unwohl und hat Fieber. Malaria ist unser erster Verdacht. Wir beraten uns mit Jacqui. Sie und ihr Partner Vince stehen mit ihrem Truck Lorrywaydown neben uns. Jacqui hat vor der Reise als Krankenschwester gearbeitet und kennt sich aus. Schnell macht sie bei Jörg einen Bluttest, der zum Glück negativ ausfällt. Tags darauf fällt unser Blick auf ein Wurstglas am Frühstückstisch. Das Verfallsdatum ist nicht mehr zu erkennen. Deutlich lesbar ist jedoch, dass das Lebensmittel bei 7 °C aufzubewahren sei. Da das Glas nicht im Kühlschrank stand, konnte sich die Schädlingsbrut in den letzten Monaten ungehindert entwickeln.

Dass es in Namibia Bergregenwald gibt, wussten wir bis zu diesem Gewitter nicht.

Der Caprivistreifen präsentiert sich in buntem Grün-Gelb: Dort, wo es in den letzten Tagen geregnet hat, sprießen frische Blätter an den Bäumen, andernorts ist die Landschaft noch völlig vertrocknet. Immer wieder zwingen uns heftige Gewitterschauer zum Anhalten, die nahende Regenzeit lässt grüßen. Die Luft kühlt nun merklich ab. Wir sind froh, dass die große Hitze vorbei ist.
In Grootfontain fahren wir an einigen nagelneuen Solarfeldern vorbei. Was vor einiger Zeit noch unmöglich schien, nimmt nun langsam Gestalt an: Namibia versucht sein Energieproblem zu lösen. Schaut man sich die Sonneneinstrahlung in dem Land an, wird die Maßnahme erfolgreich sein.

Fünf Wochen nach unserem Aufbruch vom Indischen Ozean stehen wir an der Westküste Namibias. Baden möchte hier im kühlen Atlantik keiner mehr.

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