Kurzgeschichten

Große Strecken haben wir in den letzten zwei Wochen nicht zurückgelegt. Trotzdem gibt es fast jeden Tag kleine Anekdoten und Storys, von denen wir Einige für erzählenswert halten.


Blinder Passagier

Beim Reinigen der Toilettenkassette sehen wir ihn zum ersten Mal. Flink huscht ein kleiner Gecko unter die Platte im Kassettenfach. Hier ist es schön dunkel, hier findet mich keiner, denkt sich das Tier. Wir denken darüber völlig anders. Die Echse scheint schon eine Weile bei uns an Bord zu sein, denn sie wirkt etwas geschwächt. Eine Weiterfahrt mit uns wäre ihr sicherer Tod. Wir rätseln, wie wir das Tier in die Freiheit locken können. Babsi legt einige Brotkrumen auf eine Kehrschaufel in der Hoffnung, die Echse hätte Hunger. Offensichtlich ist aber die Angst größer als der knurrende Magen, der Gecko bleibt in seinem Versteck. Als nächstes versuchen wir mit Hilfe von Handyfotos unter der Platte den Aufenthaltsort zu erkennen. Die Ergebnisse sind mäßig, zumindest wissen wir danach, wie groß das Toilettenfach unter der Platte ist. Das Tier können wir nicht entdecken. Die finale Lösung sieht dann eher nach Beseitigung einer Rohrverstopfung als nach Reptilienjagd aus: Jörg nimmt die etwa fünf Meter lange Rohrreinigerspirale und schiebt sie langsam in eine Öffnung unter der Platte. Als das Tier von der Spirale getroffen wird, sprintet es blitzschnell aus zweiten Schlitz heraus. Genauso schnell verschließen wir die Öffnung mit einem Blatt Papier. Nun formt Babsi aus dem Zettel eine schräge Ebene und verhilft so der Echse direkt zum Ausgang des Kassettenfaches. Ein kleiner Schubs und schon fällt das Tier direkt in ein bereit gestelltes Glas. Nun ist es bis zur nächsten Baumhöhle nicht mehr weit. Dankbar wedelt der Gecko nochmal mit dem Schwanz und verschwindet. Dauer der Aktion: knapp drei Stunden.

Das sieht eher nach einem Klempnereinsatz anstatt einer Echsenrettung aus.


Pragmatischer Fährmann

Der Ordner winkt aufgeregt. Obwohl wir das völlig anders einschätzen, sollen wir noch hinter einen großen LKW auf die Sambesi-Fähre auffahren. Inzwischen zieht der LKW noch einen Meter vor, gerade so, dass seine Vorderräder nicht im Wasser hängen. Somit stehen auch unsere Hinterreifen im Trockenen. In einer engen Hütte sitzt der Zahlmeister. Des botswanischen Geldes hatten wir uns an der letzten Tankstelle schon komplett entledigt. Jörg winkt mit sambischen Scheinen. Oh, meint der Mann hinterm Tresen, sambisches Geld nehmen wir hier auf der Fähre nicht. Jörg zeigt bedauernd sein Portemonnaie mit gähnender Leere hinter den beiden Scheinen. Let’s share, meint der Fährmann plötzlich und nimmt sich einen Geldschein. Schnurstraks wandert der in seine Hosentasche. Das übrige Geld wandert zurück in Jörgs Geldbörse. Damit ist der sehr lösungsorientierte Zahlvorgang beendet.
Noch bevor die Fähre richtig anlegt, springen etwa ein Dutzend Leute an Bord. Die haben nicht etwa die Rückfahrt gebucht, sondern sie scharen sich um unser Auto. Im Gegensatz zu manchem Beamten in Afrika bemerken die Männer auch blitzschnell, dass der Boss auf der linken Seite im Fahrzeug sitzt. Alle reden auf einmal. Jeder möchte uns als offiziell Ernannter durch die Odyssee der Einreise nach Sambia begleiten. In Wirklichkeit warten alle nur auf den letzten Schritt des Einreiseprozedere, den Verkauf einer Autoversicherung. Hier scheint man richtig Geld zu verdienen. Jörg lässt, ob des Wirrwarrs, einen Brüller los. Schließlich können wir das Auto von der Fähre fahren. Einer hat es dann doch geschafft, sich an unsere Fersen zu heften, um wie erwartet, eine teure Versicherung zu verkaufen.

Fährüberfahrt über den Sambesi


Wieder im Geschäft

Wir sitzen am Pool, die Rechner auf dem Schoß. Der Beitrag für den Blog ist in Arbeit. Ein älterer Herr kommt auf uns zu und erklärt, dass er zwar einen Campingplatz reserviert hat, nun aber ein Lodgezimmer braucht. Ihm gehe es gesundheitlich nicht gut. Wäre das möglich, fragt er uns mit Nachdruck. Jörg schaut völlig verdutzt abwechselnd zu Babsi und zu dem Mann, der auf eine Antwort wartet. Das können wir ihm beim besten Willen nicht sagen, er möge sich doch bitte an die Rezeption wenden. Oh, entschuldigt sich der Herr, er dachte es wäre die Rezeption. Es sähe bei uns alles so busy aus. Sprach’s und trabte davon.

Oberflächlich betrachtet könnte man die Bar an der Maramba-Lodge durchaus mit der Rezeption verwechseln


Tierische Erlebnisse

Babsi hört das Rascheln und Knacken in den Bäumen schon länger. Jörg wird erst wach, als der Elefant genüsslich unseren Wassereimer am Wohnmobil leer schlürft. Als wir den Vorhang beiseiteschieben, schauen wir dem Fanti direkt ins Gesicht. Geschmeckt hat ihm die Brühe aus dem Eimer offenbar nicht, zumal dort etwas Spülmittel drin war. Besser, er hätte die Lurge zum Duschen benutzt. Plötzlich entdeckt das Tier die beiden Kanister auf dem Dach unseres Wohnmobils und vermutet völlig richtig, dass dort noch mehr Flüssigkeit enthalten ist. Kräftig rüttelt er an den Behältern, unsere Wohnung schwankt bedenklich. Zum Glück halten die Gurte an den Kanistern, sodass das Tier bald den Spaß daran verliert. Langsam trollt sich der Elefant und rüsselt weiter die trockenen Bäume ab. Wir liegen noch eine ganze Weile wach und lauschen dem Krachen im Unterholz.

Elefanten sind nicht wasserscheu, und dann stehen sie plötzlich vor der Hütte.

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